Ensoniq KS-32 Batteriewechsel

Vom Vorbesitzer etwas ungeliebt kam dieser Speicherfund über Umwege in meine Restaurationskammer. Das KS-32 ist mit +20Kilo auch nicht gerade leicht zu transportieren. Da gab es wohl schnell mal ne Macke am Gerät oder am Rücken des Vorbesitzers…

Sei´s drum. Das Ding war angeblich defekt, aber wohl nur total vergammelt und nach heftigen Liebesbeweisen an Außen- und Innenteilen, liefen soweit schon wieder alle Funktionen und Taster (aus dieser Generation brauchen die Taster oft nur ein wenig Betätigung, um wieder zuverlässig zu funktionieren). Der Sound entsprach einem Fundus der frühen 90er und deckte sich weitestgehend mit meinen Vorstellungen einer gleichartigen Sammlung aus dem Hause Kurzweil (tja – vereinigtes Amerika, wo diese Samples angeblich produziert wurden). Das wollte mir durchaus gefallen, wäre da nicht die leere Speicherbatterie, die den Userspeicher nicht mehr puffern wollte…

Zur Reinigung musste das gute Stück eh aufgeschraubt werden. Die Schrauben am / um den Deckel sind schnell ausgemacht und herausgedreht – schon kommt man ans offene Herz.

Die Batterie sitzt fest verlötet unter dem Breitbandkabel des Datenkarten-Schachtes. Statt mich am Breitbandkabel zu schaffen zu machen, hab ich einfach die beiden rückwärtigen Schrauben vom Kartenschacht gelöst und diesen dann auf die Tastatur gelegt
und schon ist die Batterie zugänglich.
Die Batterie (CR2032 – was sonst…) ist mit festen Fähnchen versehen, die auf der Platine verlötet sind.

Der Elektronikteillieferant meines Vertrauens führt nicht nur exakt solche Batterien mit Fähnchen, sondern auch Sockel, die nahezu gleiche Lötpunkte aufweisen und beim nächsten Batteriewechsel den Eingriff erleichtern werden:

Problem: die Verlötung erfolgte werkseitig von der Unterseite. Auch hier wollte ich mir Aufwand sparen und arbeitete mit einer heißen, aber sehr kleines Lötspitze, um die Arbeiten von der zugänglichen Oberseite aus auszuführen. Dabei würde übermässige Hitze auf der Unterseite der Platine ggf. Leiterbahnen beschädigen. Also muss man hier besonders aufpassen oder eben das Gerät weiter zerlegen.

Beim Herauslöten hatte ich aber schonmal gar keine Probleme und
für den Sockel habe ich dann einen großzügigen Lötpunkt auf die Lötstelle getropft, der gleichermaßen die Verbindung zu den Bahnen auf der Vorderseiteseite anknüpfen, aber später auch die eigentliche Aufnahme für den Sockel sein soll, wodurch dann wenig Hitze notwendig ist und die Vorderseiteseite (hoffentlich) unbehandelt bleibt… Nochmal – wer nicht so sehr auf Löt-Kunstwerke steht, sollte sich lieber mit dem Zerlegen des Gerätes bis zum Zugang der Platinenvorderseite befassen.

Aber Fortuna war mir hold und der Sockel fand Halt und Kontakt auf der Platinenrückseite, ohne dass der Kontakt auf der Vorderseite entlötet wurde. So saß der Sockel fest und der darauffolgende Batterietest über das Gerätemenü zeigte wieder fröhliche Werte.

Okay – Deckel zu und ab auf die nächste Bühne. Unglaublich, wie sich die Sounds im Bandgefüge einpassen. Da sind keine unangenehmen Mitten oder wummernde Bass-Elemente. Das Keyboard sitzt einfach immer – egal ob Piano, Synth oder Orgel. Was über den Kopfhörer zu Hause noch nach gewollt und nicht zu Ende gekonnt klang, wird onstage zu einem verlässlichem Sound-Partner. Genau so war auch mein letzter Eindruck bei meinen Kurzweil-Geräten. Klanglich habe ich es hier mit einem Bruder zu tun. Bei diesen Sounds denkt jemand an die Seele des mit piepsigen oder wummernden Patches geplagten Tastenschlumpfs. Oft sind Sounds zu Hause authentisch und toll, aber im Bandgefüge dann kraftlos oder einfach dünn – hier nicht!

Die Tastatur scheint (mal wieder) von Fatar gewesen zu sein. Jedenfall fühle ich mich damit auch vertraut, selbst wenn die Filze etwas dünn und die Begrenzungsvorsprünge der einzelnen Tasten abgebrochen sein sollten. Egal – ein alter treuer Diener, den ich 2014 für 3 Gigs dabei hatte und dessen beste Sounds ich als Multisample verewigt hab, bevor das KS-32 (jetzt wieder richtig gut aussehend und sauber laufend) via eBay einen neuen zufriedenen Besitzer fand.

Wenn ich mal wieder ein reines Live-Gerät brauche, werde ich – dank Ensoniq – wohl als Erstes bei Kurzweil reinschauen… (falls ich dann nicht doch wieder bei Roland lande…) 😉