Aller Guten PSR-S sind 3…

Die Yamaha Arranger waren bis vor 2 Jahren nie in meinem Fokus, aber nachdem ich nun von PSR-S950 und dem PSR-S750 zum PSR-S775 gefunden habe, sehe ich die Geräte für meinen Einsatzzweck als recht dienlich an…

Mein Spontankauf des PSR-S950 in 2016 war damals schon richtig, aber diese 900er Serie ist dann doch geradezu mit Funktionen überladen. Onstage wollte sich der Hindernislauf durch die Untermenüs einfach nicht vereinfachen lassen. Und mit der Tastatur als Upper-Key neben einem Stage-Piano kam ich schon gar nicht klar.

Mein PSR-S750 aus 2017 erwies sich als abgespeckte Version des 950ers dann zwar schon etwas übersichtlicher, aber ohne Farbdisplay und mp3-Funktionen, sowie mit stark beschnittenem FX-Block, kam da keine rechte Freude auf.

Dabei ist mein (leicht gewischtete) Roland BK-9 Tastaturbedingt in jedem Fall das bessere Live-Instrument, weil man gegenüber dem PSR-S viel mehr Nuancen über die Tastatur erzeugen kann. Die PSR-S Tastatur ist zwar mehr als ausreichend für den Arranger-Betrieb, aber zu kurz (und ungewichtet) für ein echtes Piano-Spiel…

Die jetzige Entscheidung zum PSR-S775 als Standalone-Key kam nach dem direkten Vergleich mit meinem kleinen Roland BK-5, weil die Bedienung beim Yamaha einfach mehr (fast) direkte Zugriffe bietet und weil das Display des PSR-S775 eine Offenbarung ist. Da dann heute dort auch noch die FX-Sektion aus dem 950er zur Verfügung steht, siegt das Yamaha auch im direkten Soundvergleich dank besserer Gitarren und optionalem externem Klangmaterial. Da hat man bei den 2018er Modellenwirklich etwas mehr Kohlen aufgelegt, als damals der 750er gegenüber dem 950er zu bieten hatte. Und generell – nicht nur, dass bei Heimarbeiten das Gerät mit seiner Eigenverstärkung autak und sofort betrieben werden kann – die Klänge und der Gesamtsound sind einfach optimal auf den Entertainmentbetrieb voreingestellt.

So konnte das BK-5 trotz seinem gelungenem Designs, dem handlichen Gehäuse und der höheren Live-Musik-Tauglichkeit der Sounds seine Berechtigung nicht aufrechterhalten und musste zu Gunsten des PSR-S775 gehen.

Bislang wollte ich von den Yamaha-PSR-S oder auch Tyros 1-2 Dingern eigentlich nix wissen – hauptsächlich, weil die Tastaturen so wirklich gar nichts mit einem Piano oder „richtigen“ Keyboard gemeinsam haben. Die Tastenhebel sind viel zu kurz, als dass man Grifftechniken von einer Hammertastatur her einsetzen könnte. Jedes Glissando führt zu Angstattacken bzgl. Tastaturschäden und akzentuiertes Spiel ist nur um unteren Drittel der jeweiligen Taste möglich – die Hebelwirkung ist physikalisch extrem kurz und ein Druck im oberen Bereich einer Taste reicht selten dazu, einen Ton auszulösen. Aber wenn man sich erstmal mit diesem Charakter der ungewichteter Synthytastatur abgefunden hat, kann man mit entsprechendem Anschlag im vorderen Bereich der Taste ein auf andere Weise durchaus angenehmes und in gewissen Rahmen auch akzentuiertes Spiel realisieren.

Ab dem Tyros 3 hat man diesen Tastatur-„Faut pas“ bei der Erfüllung der Kundenwünsche seitens des Hersteller wohl durchaus erkannt und spätestens mit dem Tyros 4 oder 5 bekommt der Kunde auch eine Tastatur, die der Preisklasse würdig erscheint. Beim PSR-S würde ich nun ungern von einer grundsätzlich schlechten, aber doch von einer „anderen“ Art von Tastatur sprechen. Meine Roland Geräte und speziell das BK-9 hatten halt schon früh längere (und gewichtete) Tasten und damit ein angenehmeres Dynamik-Spiel. Ich muss unbedingt mal den neues GENOS diesbezüglich antesten…

Jedenfalls erweist sich nun das PSR-S775 als eine gute Wahl. Die integrierten Funktionen, Sounds und Styles reichen für meinen Bühnenbedarf bei Duo- oder Trio- Einsätzen ohne Schlagzeuger mehr als nur aus. Meine eigenen Styles aus den Vorgängermodellen sind kompatibel. Die Anbindung an mein Fußboard funktioniert einwandfrei und mein Textpad läßt sich auch praktisch positionieren. Der Gesamtsound ist deutlich weniger auf Live/unplugged orientiert als beim Roland, aber dafür ist er in sich recht komprimiert und sehr angenehm für den Betrieb mit elektronischem Schlagzeug. Und der Aufbauaufwand mit dem Säulenständer ist ebenfalls eher überschaubar, als bei einem Gerät mit mehr als 61 Tasten. Am Ende verspricht der Markt bei einem möglichen Geräteausfall schnelle Abhilfe unter Erhalt der mühevoll erstellten Programme, in Form eines relativ günstigen Neu-/Gebrauchtgerät oder einem finanziellen Klimmzug und dem Upgrade zum GENOS. Diesbezüglich sähe es bei Roland und einem etwaigen Problem mit dem BK-9 aktuell schlechter aus…

Allerdings würde ich für eine Live-Musik-Besetzung mit Drummer meinen Roland BK-9 soundtechnisch als auch Tastaturbezogen immer noch vorziehen. Außerdem kann ich beim PSR die Regelung des Mikrofon-Einganges nicht vom Master-Volumen-Regler trennen und ein Variieren der Gerätelautstärke beeinflusst dann auch immer das Gesangsvolumen. So werde ich das Mikro mit Pre-Amp und Harmonizer auf die Dauer dann doch wohl wieder über einen eigenen Kanal im Mixer fahren müssen – aber damit kann ich leben…

Abschließend sei noch auf die Backing-Funktion eingegangen. Da sind beide Hersteller noch nicht ganz im neuen Jahrtausend angekommen und die Editierung von Playlisten, Registrationen und Programmen unter Windows oder iOS ist noch ein ferner Traum.

Während Yamaha dem User mit kleinen 8er Bänken der Registrations die Autobahn zur Landstrasse umbaut und im Musikfinder zwar alphabetisch die Styles, nicht aber die Konfigurationseinstellungen hinterlegt werden können, kann der Roland zumindest sämtliche Einstellungen in einem Programm speichern und diese Programme alphabetisch sortiert anbieten. Aber auch hier ist keine externe Editierung möglich. Beim Yamaha werden dann auch noch die Midi, Audio und Style Dateien an 3 verschiedenen Stellen gestartet/gesteuert. Roland betrachtet hier jedes Backing gleich und startet immer über den gleichen Knopf.

Aber auch dazu werde ich demnächst eine Lösung gefunden haben…

😉